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Viel Gezwitscher und ein wenig Potenzial

Galt Twitter bisher als Spielball für Selbstdarsteller („Ich esse gerade ein Schnitzel“), macht das Team aus San Francisco einen Schritt in Richtung seriöses Business: Mit so genannten „Cash-Tags“ können nun die Börse-Symbole von Konzernen jene Meldungen markieren, die börserelevant sind. Wenn also Apple wieder mal einen Prozess gegen Samsung markiert, twittere ich das mit dem Zusatz „$AAPL“.

Klingt toll? Jein. Die Idee ist gut, aber die Information nicht gleichmäßig auf die Märkte verteilt: In Österreich herrscht rund um „$OMV“ und ähnliche potentielle Kandidaten noch gähnende Leere, während man bei Meldungen zu den US-Märkten große Mühe hat, relevante und irrelevanten Meldungen zu trennen. Dafür wird es also auch in Zukunft noch Analysten und Finanzjournalisten brauchen.

Für Twitter selbst aber ist das ein großer Wurf. Während rund um Konkurrent Facebook und digitale Werbung eine Schreckensmeldung die andere jagt, positioniert sich der Kurznachrichten-Dienst als Nachrichtenquelle, die die Schnittstellen und Informationen gegen Gebühr verkaufen könnte. Somit würde das Unternehmen, das bisher noch keinen nennenswerten Gewinn erzielt hat, vielleicht doch noch cash-flow-positiv wirtschaften – und irgendwann, wenn Gras über die Facebook-Sache gewachsen ist, selbst als „$TW“ von der Wall Street zwitschern.