Ehrlich: Eigentlich interessiere ich mich einen Scheißdreck für Fußball. Und eben deshalb habe ich ein Buch über dieses Thema geschrieben. Das heißt: Nein, eigentlich ist es gar kein echtes Buch. Sondern ein Blog, den ich vor vier Jahren – während die EM in Wien stattfand – unter dem Titel „EMbedded“ geschrieben habe; dabei ging es weniger um den Sport an sich, sondern um verrückte Marketing-Aktionen, interkulturelle Begegnungen und den in Wien omnipräsenten Piefke-Hass. Diesen Blog habe ich am Wochenende in ein Word-Dokument gegossen, formatiert und auf Amazon geladen.
Anfangs tat sich recht wenig; doch dann habe ich eine Funktion entdeckt, die sich „Gratis Promotion“ nennt. Weil ich keine Lust hatte, mir die Beschreibung dazu durchzulesen, sich eine kostenlose Promotion aber reizvoll anhörte, habe ich das entsprechende Feld einfach angeklickt.
Die Enttäuschung kam dann am Mittwoch: „Gratis“ ist die Promotion nicht für mich, sondern für die Käufer – bis zum Wochenende ist mein Buch nämlich nun bei Amazon kostenlos erhältlich. Fand ich zuerst ärgerlich, weil ich zumindest gerne meine 35 Cent Anteil pro Buch bekommen hätte; und meine Stimmung wurde anfangs nicht besser, als ich mir die Verkaufsstatistik ansah: 50 Menschen hatten sich bis Mittag das Buch gratis heruntergeladen. „Na super“, dachte ich mir: „Ein Euro ist Euch zu teuer, aber gratis laden es gleich 50 Leute.“
Meine Stimmung wandelte sich aber schlagartig, als ich die Auswirkungen auf mein Amazon-Ranking begutachten konnte: Am Abend hatten bereits hundert Menschen mein Buch heruntergeladen, was mich auf Rang 86 der allgemeinen Amazon-Charts katapultierte, wenige Plätze vor so einen Typen namens „Karl May“. In den Charts für „Reise und Abenteuer“ belegte ich gleich den ersten Platz, in der Rubrik „Sport“ den zweiten.
Dann bin ich erst mal Bier trinken gegangen. Mein Buch in den Top 100 des weltgrößten Buchhändlers? Das musste gefeiert werden. Insgeheim hoffte ich, bei der Heimkehr noch 50 weitere Verkäufe verzeichnen zu können und wurde überrascht: Zu Mitternacht waren es 250 Downloads.
Am nächsten Morgen lag ich im Ranking bereits vor „Alice im Wunderland“, lieferte mir mit „Dracula“ einen erbitterten Zweikampf um die Plätze 27 und 28. Seit dem späten Nachmittag bin ich nun in den Top 20 der Amazon-Verkaufscharts: Aktuell (18:49) auf Platz 13 mit 436 Downloads.
Ich habe aus dieser Erfahrung bisher folgende Erkenntnisse gezogen:
- Gratis-Promotion ist eine tolle Sache. Denn es bringt Dir zwar am Anfang keine Kohle, kann Dich aber in die Charts katapultieren, wo Du Deine Positionierung anschließend in Geld verwandeln kannst.
- Der Long-Tail ist arsch-lang. Wenn schon ein Buch mit pupsigen 400 Downloads den Sprung in die Top 20 des weltgrößten Buchhändlers schafft, dann bedeutet das, dass sich der Gesamtumsatz des Digi-Buchmarkts vor allem aus der großen Masse der Nischenprodukte zusammen setzt.
- Erfolg ist ein sehr komisches Gefühl. Du weißt plötzlich, dass 436 Menschen sich bewusst für Dein Produkt entschieden haben. Sie lesen jetzt in Deinem Buch, verbringen Zeit damit und urteilen dann darüber. Das ist ein irgendwie geil-mulmiges Gefühl, das ich vorerst noch nicht näher beschreiben kann.
Jedenfalls freue ich mich, wenn noch mehr Menschen dieses Werk runter laden, den Link dazu findet Ihr hier. Und auf weitere Bücher aus meiner Feder darf man in diesem Jahr noch gespannt sein. Denn Ideen habe ich mehr als genug.