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Geld | money

Was die Krise von meinen Essgewohnheiten lernen kann

Krisen sind kein globales Phänomen, es gibt sie auch in kleinem Ausmaß. Meine Wenigkeit wurde am vorvergangenen Freitag hart vor der Hiobsbotschaft getroffen, der Billa um die Ecke werde die kommenden zwei Wochen über geschlossen haben, weil er renoviert wird. Was sollte ich tun? Immerhin ernährt mich dieser Supermarkt nun bereits seit Jahren zu Mittag, bringt mich durch Leberkässemmeln und Chef-Menüs durch den anstrengenden Tag – sollte ich verhungern?

Meine erste Reaktion: Hamsterkäufe. So lang wie möglich an altem festhalten. Ich habe mich eingedeckt mit Orangen (die halten relativ lang) und Mineralwasser. Da beides nicht wirklich nahrhaft ist, war ich schon nach wenigen Tagen am Ende meiner Ressourcen und hätte wahrscheinlich körperlichen Konkurs anmelden müssen – dann kam aber doch alles anders.

Ich habe dann nämlich festgestellt, dass ich kochen kann. Kochen – erinnern Sie sich? Das haben unsere Urgroßeltern gemacht; in einer weit vergangenen Zeit, in der es noch keine Tiefkühlpizzen und Sushi zum Mitnehmen gab. Dieses alte Ritual grub ich notgedrungen wieder; aus und entdeckte schon bald die damit verbundenen Vorteile: Kosteneffizienz, Synergieeffekte (ich hab gleich für die Kolleginnen mit gekocht) und ein gesunderer „Betrieb“ (Körper dankt für eine Alternative zum fettigen Leberkäs).

Vielleicht könnten sich da auch Unternehmen etwas abschauen: Weniger jammern über die Krise; weniger an alten Ideen festhalten. Stattdessen mal etwas neues probieren, um nachher stärker aus dem Dilemma hervor zu gehen. Denn ich werde wohl auch weiter kochen, wenn der Supermarkt wieder die Pforten öffnet – es sei denn, ich kriege einen Heißhunger auf was Fettiges (oder Sushi).

PS: Ich bin nicht der einzige, der diese obskure Analogie zieht. Die Wiener Zeitung brachte am Wochenende eine Reportage aus den USA: Kleingärtner erleben dort wegen der Krise ein Revival, da selbst versorgen billiger ist als Essen zu kaufen. Wahnsinn.

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80 Jahre Valentinstag-Massaker

Heute feiern wir den 80. Jahrestag des Valentinstag-Massakers, das am 14. Februar 1929, während der Prohibition in Chicago stattfand. Dabei handelte es sich um eine wilde Schießerei; und obwohl keine prominenten Opfer zu beklagen waren, erreichte das Blutbad auf Grund seiner Brutalität ein starkes Echo in den Medien. So lehrt es die heilige Schrift Wikipedia.

Heute stehen wir, auch wie vor 80 Jahren, vor einer globalen Wirtschaftskrise, deren wahre Auswirkungen wir in Österreich wohl erst zu spüren kriegen. Doch die Tatsache, dass bereits zahlreiche Unternehmen Stellen abgebaut haben, hindert die Player der Marktwirtschaft nicht daran, dieses Fest der Liebenden zur Ankurbelung des Absatzes zu nutzen. War der Valentinstag früher noch ein exklusiver Absatzmarkt für Floristen gewesen, steigen mittlerweile zahlreiche Anbieter auf den Zug auf.

Mir ist etwa von AKG angeboten worden, dass ich meiner Liebsten Kopfhörer schenke – ein skurriler Einfall; denn bei aller Technikverliebtheit kann ich mir romantischere Geschenke vorstellen als ein Kabel mit ein paar Stöpseln dran. Naheligender ist da freilich der SPAM, den man diese Tage bekommt: Heute erhielt ich bereits das zweite Mail mit dem Betreff "Happy Valentines-Daay" (skurrilerweise hatten beide Mails den gleichen Tippfehler), in dem mir das passende Medikament zum Tag der Liebe angeboten wurde.

Und Facebook springt natürlich auch auf den Zug auf. Ich behaupte ja seit Monaten, mit Martin K. verheiratet zu sein, um die Markt-Segmentierung und den Datenhandel bei den Verantwortlichen etwas prickelnder zu machen – schließlich ist der Rest meines Facebook-Profils äußerst heterosexell gehalten. Doch es half nichts: Beim Browsen durch diverse Profile wurde mir gestern nahegelegt, virtuelle Geschenke zu hinterlassen – Männern ebenso wie Frauen, meiner Freundin ebenso wie Menschen, die ich nur flüchtig kenne. Facebook fordert somit quasi zum virtuellen Seitensprung auf. Ist so was eigentlich verwerflich?

Könnte sein, denn die Flirt-Techniken wandeln sich: Gestern flatterte eine WindowsLive-Studie in meine Inbox, nach der sich 70 Millionen Europäer schon mal über das Internet verliebt haben, 5 Millionen Ehen sind daraus hervor gegangen. Die Studie wurde unter 78.000 MSN-Teilnehmern durchgeführt. Eine weitere Aussage der Umfrage ist, dass auf Grund der umhergehenden Angst vor dem bösen Wirtschaftskrisen-Gespenst die Ausgaben für Valentinstags-Geschenke zurück gehen: Letztes Jahr waren es 75 Euro pro Person (!), heuer "nur noch" 65 Euro. Und hier startet Microsoft natürlich auch gleich das "Verkaufsgespräch": Lieber ein MSN-Gespräch über das Web machen als teure Juwelen kaufen; denn das kommt billiger.

Liebe Leute, so ist das halt: Wenn Ihr auf der einen Seite Geld verspekuliert und Mitarbeiter abbaut, dann müsst Ihr auch damit rechnen, dass die Menschen mit ihrem Konsum vorsichtiger sein werden. Der Kreislauf zwischen Betrieben und Haushalten schaut nun mal so aus, dass die Betriebe Arbeitsplätze bieten und Gehälter zahlen, die Haushalte dafür Produkte konsumieren. Wenn das eine nur beschränkt getan wird, wirkt sich das zwingenderweise auch auf das andere aus. In dem Sinne kann es sein, dass die Krise durchaus ihre positiven Auswirkungen hat, die Menschen aufrüttelt: In Zukunft werden wir nicht mehr konsumieren, wenn uns ein Bedürfnis vorgeschrieben wird, sondern nur, wenn wir tatsächlich eines haben. Wir werden nicht mehr auf einen Valentinstag warten, damit wir unsere Liebsten beschenken, sondern es tun, wenn wir es für richtig halten. Und dann werden wir auch keine Kopfhörer, Viagra oder virtuellen Kuscheltiere schenken, sondern etwas, das von Herzen kommt.

Ich jedenfalls besuche heute noch meine Freundin. In echt. Nicht über MSN.

In dem Sinne: Alles Gute zum Massaker-Jubiläum.

Vor 80 Jahren schenkte Al Capone Blei statt Blumen.

Was Finanzkrise-Opfer von Grippe-Kranken lernen können

Wäh! Derzeit laboriere ich wieder mal an einer fürchterlichen Grippe. Die einzelnen Symptome zu beschreiben wäre an dieser Stelle nicht nur dem Leser unzumutbar, sondern auch vollkommen sinnlos, da sofort neue hinzukommen, sobald die alten zurück getrieben wurden. Wichtiger ist, dass ich nun viel Zeit zuhause verbringe und mich hier im Krankenstand schon sehr nutzlos fühle. Also habe ich mir mal aus gleich doppeltem Anlass die Aufgabe gestellt, der Menschheit zu helfen, indem ich der Frage nachgehe, wie wir aus der aktuellen Grippe-Wellen unsere Lehren zum Überstehen der Finanzkrise ziehen können.

Denn auch wenn das zuerst abstrus klingt: In beiden Fällen sind wir mit etwas konfrontiert, dem wir auf Grund seiner Größe (Viren sind mini-klein und die Finanzkrise unfassbar groß) und Abstraktheit (kaum wer versteht Mikrobiologie oder Geldpolitik wirklich) scheinbar nicht gewachsen sind. Aber dennoch… Die Grippe habe ich nun fast überstanden; und zwar auf Grund folgender Strategien:

  1. Ich habe auf Medikamente nach dem neuesten Stand der Forschung gesetzt und diese der Verpackungsbeilage gemäß eingenommen.
  2. Gleichzeitig habe ich auf altbewährte Hausmittel gesetzt; wie das Kauen von Ingwer und Tee-Trinken.
  3. Meine Mitmenschen helfen mir: Meine Freundin pflegt mich, mein Chef lässt mich von zuhause arbeiten.
  4. Last, but not least: Der eigene Wille zum Überleben zählt!

Dementsprechend lassen sich für das Anlaufen der Wirtschaftskrise, die uns dieses Jahr noch hart treffen wird (nämlich zeitverzögert deutlich später als die USA) folgende Ratschläge ableiten:

  1. Auf die neuesten Technologien setzen. Aber nicht irendwie ohne Hintergrundwissen damit rum hantieren, sondern die Mittel weise nutzen. Facebook kann z.B. ein tolles Tool zur (Selbst-)Vermarktung sein; aber wer nur Fotos von sich selbst beim Saufen am Ballermann rein stellt, dem kann nicht mehr geholfen werden.
  2. Altbewährtes: Der schönen neuen Welt zum Trotz gelten alte Werte noch immer. Mehr denn je sogar: Früher haben faule Elemente in einem Betrieb trittbrettfahren können; so mancher HR-Manager wird auf Grund des Kostendrucks in diesem Jahr aber den Rotstift ansetzen müssen. Daher gilt: Ohne Fleiß kein Preis.
  3. Helfen und helfen lassen: Zugegeben, wenn Ihr Chef sie nach hause schickt ohne dass sie die Grippe haben, dann ist etwas faul – von daher kann man das oben Erwähnte nicht 1:1 umsetzen. Aber es gilt: Auf Freunde ist Verlass. Wohlgemerkt: Auf die echten Freunde, nicht die Speichellecker.
  4. Überlebenswille: Siehe oben. Denn auch wenn man von der auf dieses Land zurollenden Kündigungswelle betroffen sein sollte, wird es mit dem entsprechenden Kampfgeist irgendwie schon wieder aufwärts gehen.

So, und nun geh ich wieder Ingwer kauen. Damit morgen wieder was weiter geht.
Technorati Profile

Die Finanzkrise – einfach erklärt.

Mir ist egal, was andere zum „Wort“ und „Unwort“ des Jahres erklärt haben – aus meiner Perspektive war „Finanzkrise“ jener Ausdruck, der mir im letzten Quartal am meisten zu Ohren gekommen ist. So mancher hat sich hier auch als Experte hervor getan, ohne zu wissen, wovon er wirklich spricht; und auch die Ursachen waren für einige etwas Schwammiges, Abstraktes.

Schön, dass ein amerikanischer Blogger die Ursachen der Krise nun grafisch hübsch aufbereitet hat. Das Fundstück stelle ich hier mal gleich zur Verfügung; schließlich soll man auf stefanmey.com ja auch was G’scheites lernen!

Mundgeruchsopfer fordern ihre Rechte.

Da ahnt man nichts Böses, macht sein GMX-Mailfach auf und wird mit einer schockierenden Flash-Animation konfrontiert: Mundgeruchsopfer fordern ihre Rechte! Sie halten ihre Zahnbürsten hoch wie wütende Gewerkschafter ihre geballten Fäuste, Schilder tragen Aufschriften wie „Wir brauchen Zahnhygiene“. Klickt man auf den Werbebanner, landet man auf einer Website, auf der ein Redner in Rudi-Dutschke-Manier auf einem Pult steht und die Zuhörer auffordert, sich einer „Revolution für ein ganz neues Putzgefühl anzuschließen. „Entscheiden Sie sich für eine saubere Sache!“ fordert er vor der Menge aus Flash-Animanten.

Dann schwenkt Dutschke Zwei um und wechselt zum Kommerz; beschreibt die neue Zahnbürste von Oral B, verrät sich dabei selbt und kommt gleichzeitig zum Punkt. „Denn es ist Zeit für eine neue Bewegung,“ schließt er.

Oh Mann…Die Rede ist hier von ZahnbürstenWas kommt als nächstes? Djihad-Videos für Waschmittel?

Zum selbst anschauen: http://www.oralb.com/de/power.html